Die Wahl des richtigen Sattels ist ein leidiges Thema für jeden Reiter – egal ob Wanderreiter oder nicht. Sattelmarken und -Modelle für scheinbar jeden Pferdetyp gibt es wie Sand am Meer. Das macht es aber nicht unbedingt leichter, die richtige Wahl für sich und sein Pferd zu treffen.
Oftmals ist die Optik schlussendlich der ausschlaggebende Punkt, ob ein Sattel gekauft wird, oder nicht. Zugegeben ist dieser Punkt auch nicht unwichtig, denn gefallen sollte einem so ein Sattel schon, gerade dann, wenn man mehrere tausend Euro dafür hinlegt. Es gibt aber doch auch einige weitere Optionen, die man abwägen sollte, bevor man sich auf einen Sattel festlegt.
Als sattelsuchender Reiter hat man die Qual der Wahl zwischen:

Baum oder Baumlos
Als erstes sollte man sich darüber im Klaren sein, wie flexibel oder starr man seinen Sattel gerne hätte. Heutzutage gibt es von komplett baumlos, über Lederbaum, flexiblen Baumsystemen bis hin zum starren Baum alles. Kein Wunder also, dass hier eine Auswahl schwer fällt.
Was es jedoch zu beachten gilt ist, dass desto flexibler ein Sattelbaum ist, desto besser passt er sich an den sich immer verändernden Rücken des Pferdes an. Gleichzeitig erfährt der Pferderücken jedoch auch große Druckspitzen dort, wo der Reiter sitzt (Sitzbeinhöcker und Schambein) oder z.B. die Steigbügelaufhängungen angebracht sind. Ein flexibler Sattel rutscht gerne auch einmal links oder rechts, gerade dann, wenn viel Gepäck angebracht ist oder ein ungeübter Reiter im Sattel sitzt.
Desto starrer nun ein Sattelbaum ist, desto besser wird das Gewicht des Reiters verteilt – der Pferderücken erfährt also weniger Druckspitzen als beim flexiblen Baum. Jedoch passt sich ein starrer Baum den Veränderungen im Pferderücken kaum bis gar nicht an, was wiederum bedeutet, dass ein Sattler idealerweise bis zu dreimal pro Jahr den Sattel überprüfen sollte. Starre Sättel sollten also dementsprechend gut und oft angepasst sein, um ein Verrutschen oder Zwicken an den falschen Stellen zu vermeiden.

Die Auflagefläche
Die Auflagefläche ist ebenfalls ein wichtiger Faktor.
Desto größer die Auflagefläche, desto besser wird der Druck verteilt. Ist die Auflagefläche jedoch zu groß oder falsch gewählt, könnte die Schulterfreiheit oder der hintere Rücken des Pferdes darunter leiden.
Desto kleiner die Auflagefläche, desto größer wird der Druck. Auch hier muss trotz kleiner Auflagefläche darauf geachtet werden, dass der Sattel die Schultern nicht einschränkt oder anderweitig drückt.
Die Ausstattung
Beim Kauf des richtigen Sattels fürs Wanderreiten ist es von großer Wichtigkeit, auf die richtige Ausstattung zu achten. Diese sollte mit dem Rest der Ausrüstung kompatibel sein. Hier kommt es z.B. drauf an, was für Sattel-/Packtaschen man befestigen möchte – können die am Pferd aufliegen oder wird ein Sattel benötigt, bei dem die Taschen am hinteren Ende aufliegen? Möchte man beispielsweise ein Vorderzeug oder Packtaschen an der Fork/am Vorderzwiesel befestigen, braucht man auch hier die nötige Vorrichtung wie Ringe, Lederriemen oder die richtige Fork/den richtigen Zwiesel.
Die Gurtung

Auf die richtige Gurtung wird leider meist viel zu wenig geachtet, dabei kann genau diese den entscheidenden Unterschied machen. Es empfiehlt sich, auf eine V-Gurtung zu achten, um Druckspitzen oder ein Aufstehen des Sattels im hinteren Bereich zu vermeiden. Beim Sattelgurt selbst sind die Schnallen, die Form und das Material so zu wählen, dass nichts in die empfindliche Haut drückt oder zwickt, die Ellbogen in ihrer Bewegung nicht eingeschränkt werden und so gut es geht nichts wund scheuert.
Der Sitz
Genauso, wie der Sattel dem Pferd passen muss, muss der Sattel auch dem Menschen passen. Hier ist es eindeutig ein Vorteil, wenn Mensch und Pferd größentechnisch gut zusammenpassen (eine gute Richtlinie ist, dass das Stockmaß des Pferdes im besten Fall rund 20cm unter der Körpergröße des Menschen liegt). So kann man zumindest verhindern, dass der Sattel zwar dem Pferd passt, der Mensch aber darin eingeklemmt wird oder herum schwimmt, oder umgekehrt – der Mensch bequem sitzt, aber der Sattel dem Pferd drei Nummern zu groß oder klein ist.
Hat man endlich die passende Größe gefunden, muss man sich sofort wieder entscheiden. Breiter oder schmaler, tiefer oder hoher Sitz, Kniepauschen ja oder nein? In diesem Entscheidungsdschungel verliert man schnell einmal den Überblick. Die Hauptsache ist jedoch, dass der Sattel dem Rücken des Pferdes und der Sitz dem Becken des Reiters angepasst ist. So kann man den Wanderritt entspannt im Sattel genießen.
Der Typ
„Das Auge isst mit“, heißt es doch so schön beim Essen. Aber auch auf viele andere Bereiche des Lebens kann dieser Spruch angewendet werden, so auch auf den Reitsport und die Wahl des Equipments. Natürlich isst (oder vielmehr, bestimmt) das Auge da mit. Zum Glück gibt es für jeden Geschmack genau das richtige Sattelmodell.

Ob Western-, Englisch-, Barock-, Wanderreit-, Gangpferde- oder Distanztyp, schwarz, braun, beige, rosa oder sogar grün, bunte oder dezente Nähte, Messing-, Silber- oder Goldbeschläge – es gibt alles, was das Herz begehrt und dem Sattel kann so eine ganz persönliche Note verliehen werden.
Fazit
Den richtigen Sattel zu finden kann manchmal zur Odyssee werden. Es lohnt sich jedoch, ausreichend Zeit, Recherche und Leidenschaft in die Suche fließen zu lassen. Denn der richtige Sattel verhindert oftmals unangenehme Überraschungen und (kostspielige) Nachwehen.