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Was ist Wanderreiten?

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So beschreiben viele Wanderreiter ihre Leidenschaft und worum es ihnen beim Wanderreiten tatsächlich geht. Es sind nicht Action, Geschwindigkeit oder der Adrenalinkick, die den Reiz des Wanderreitens ausmachen, sondern viel mehr die Ruhe, Natur und Entschleunigung. Wer denkt, dass man wie in zahlreichen Filmen im Galopp vom Start bis ins Ziel schießt, der irrt.

Beim Wanderreiten geht es eher gemächlich zu. Zumeist wird im Schritt geritten, oftmals sogar geführt. Es werden genügend Pausen eingelegt, in denen die Pferde fressen, trinken und sich erholen dürfen. Manches Mal gilt es, diverse Hindernisse wie Wegsperren oder nicht mehr existierende Wege zu meistern, was ebenfalls starke Nerven, Erfahrung und Geduld von Pferd und Reiter verlangt. Natürlich gibt es auch Passagen, auf denen getrabt oder galoppiert wird, keine Frage. Jedoch sind diese in Relation zu jenen auf einem herkömmlichen Ausritt nicht vergleichbar.
Wer sich jedoch dennoch heranwagt, einen Wanderritt mit einem Ausritt vergleichen zu wollen, wird schnell merken, dass dies schier unmöglich ist.

Wanderreiter durchqueren einen idyllischen Fluss auf ihren Pferden


Ein durchschnittlicher Ausritt etwa dauert in der Regel ein bis zwei Stunden. Es werden selten längere Pausen eingelegt und ein großer Teil der Zeit und Strecke wird in Trab und/oder Galopp verbracht. Die Hauptgangart bleibt auch hier der Schritt, jedoch scheut man weniger davor zurück, das Pferd einmal so richtig „gehen zu lassen“, oder es auszupowern.
Ein Wanderritt hingegen dauert mehrere Tage und pro Tag mehrere Stunden an. Es werden viele Pausen eingelegt, damit die Pferde genügend wertvolles Futter und Wasser und somit Energie, Mineralien und Elektrolyte aufnehmen können, die sie für den langen Ritt benötigen. Die Pausen sind auch deshalb so wichtig, da Pferde als Dauerfresser mehrere Stunden am Tag Futter aufnehmen müssen, damit ihre Verdauung ordentlich funktioniert. Und eine Kolik möchte niemand riskieren.

Merkmale eines Wanderritts

Wie bereits erwähnt, ist eines der Hauptmerkmale eines Wanderritts die mehrtägige Dauer. Wie viele Kilometer und/oder Höhenmeter pro Tag und insgesamt zurückgelegt werden, hängt stark vom Gelände, der Witterung, den Bodenverhältnissen und nicht zuletzt dem Pferd und dem Reiter selbst ab. Während die einen 20 Kilometer zurücklegen, legen andere 30 zurück. Ein guter Richtwert jedoch für einen Wanderritt sind 25 Kilometer pro Tag, vor allem gerade dann, wenn die Strecke unbekannt ist. So läuft man weniger Gefahr, sein Pferd oder sich frühzeitig zu ermüden. Im Gegenteil, man kommt stressfrei und gut gelaunt im Quartier an und kann sich auf die nächste Etappe am folgenden Tag freuen.
Unterschätzen darf man ebenso die Wegstrecke nicht, die man als Reiter aus den verschiedensten Gründen selbst zu Fuß zurücklegt. Abgesehen von den offiziellen Führstrecken, denen man auf Wanderritten hier und da begegnet, tut es gut, auch ab und zu mal abzusteigen und sich die Beine zu vertreten. Und es tut nicht nur dem Reiter gut, auch der Pferderücken kann so ein wenig entspannen. Aber: wer viel zu Fuß geht, trägt gerne gute Schuhe und teilt sich die Strecke so ein, dass sie gemütlich an einem Tag schaffbar ist, selbst wenn man (unvorhergesehen) viel gehen muss.
Beim Wanderreiten geht es also nicht um Geschwindigkeit und Megaetappen. Aber – worum geht es dann?

Beim Wanderreiten geht es primär um das Naturerlebnis, das sich direkt vor der Nase von Pferd und Reiter darbietet. Es geht um das Gefühl grenzenloser Freiheit und das sogenannte „Slow Traveling“, also das langsame Reisen. Es geht um Momente der stillen Achtsamkeit.

Das Ziel bestimmt den Weg und doch ist der Weg das Ziel.

Im Vordergrund eines jeden Wanderritts steht das Einssein mit dem Partner Pferd, gemeinsam Neues zu entdecken und Herausforderungen und Abenteuer zu meistern. Und das ganz wettbewerbsfrei. Viele passionierte Wanderreiter berichten von einem Gefühl tiefer Verbundenheit und des zur Ruhe Kommens. „Es ist wie ein Weg zu sich selbst“, liest man in vielen Foren und Gruppen. „Ich kann mir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen!“
Und obwohl es natürlich für jeden Ritt einen Ausgangspunkt und ein Ziel gibt, ist vor allem aber der Weg das Ziel. Es geht weniger darum, der Erste im Ziel zu sein, als viel mehr so viel am Weg zu erkunden, zu lernen und zu erfahren, wie möglich. Und dabei die Seele baumeln zu lassen, Freundschaften zu schließen oder zu vertiefen oder einfach einmal alles hinter sich zu lassen. Wanderreiten kann man alleine genauso wie in der Gruppe. Wichtig dabei ist nur, dass man sich wohl und sicher fühlt.
Natürlich kann man auch die eigenen Grenzen austesten und sehen, was man alles schaffen kann, jedoch ist das eher die Ausnahme und wird zumeist den Distanzreitern überlassen.

Ein Wanderritt kann zwei Tage oder aber auch mehrere Jahre andauern. Dahingehend gibt es keine Grenzen oder Vorgaben. Man kann übers Wochenende den Alltag hinter sich lassen, oder das Abenteuer des Lebens planen und quer durch aller Herren Länder ziehen, ein Land umrunden oder sogar einmal um die Welt reiten. Wichtig ist in jedem Fall eine gute Vorbereitung. Auch dann, wenn man „nur“ zwei Tage unterwegs ist.

Zur guten Vorbereitung gehört auch die passende Ausrüstung. Angefangen vom gut sitzenden Sattel, über Packtaschen, erprobten Hufschutz, Erste Hilfe Paket, Verpflegung für Pferd und Mensch bis hin zum Schutz vor Sonne, Wind und Wetter sollte an alles gedacht werden. Hierfür empfiehlt es sich, Packlisten anzulegen, um sicherzugehen, dass nichts Wichtiges vergessen wird.

Reiterin auf Pferd neben einem sonnigen Kornfeld

Merkmale eines Wanderritts:

  • 2 Tage +
  • ~ 25km
  • gute Schuhe/Ausrüstung
  • Natur
  • Slow Traveling
  • Abenteuer
  • Ruhe
  • Freiheit
  • gute Vorbereitung

Wer bereits Blut geleckt hat oder nach dem Lesen dieses Beitrags Lust auf mehr bekommen hat und nach Inspiration sucht, der kann sich gerne auf unserer Website umsehen. Wir sind stetig am Wachsen und so findet man auf unserem Blog und in unserer Karte immer aktuelle Informationen zu Ritten, Touren, Reitwegen und Unterkünften. Auch unsere Facebook Gruppe freut sich über regen Austausch und neue Mitglieder.

Zum Schluss sei noch gesagt, dass Wanderreiten eines der schönsten Hobbys der Welt ist. Egal was man da draußen sucht oder findet, eines ist gewiss: wer einmal sein Herz ans Wanderreiten verloren hat, wird seinen Lebtag lang losziehen und die Freiheit, die Natur und dieses eine, spezielle Gefühl suchen.

HAPPY TRAILS!

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